Zierstorf, 1317 erstmals urkundlich erwähnt, war in slawischer Zeit besiedelt und besaß eine in dieser Gegend seltene Höhenburg aus dem 7. bis 10. Jahrhundert auf der als Schlossberg bezeichneten Hügelkette und eine Niederungsburg aus dem 10. bis13. Jahrhundert am Wotrumer See. Über Jahrhunderte war Zierstorf Hauptgut und dessen Nebengüter die Nachbardörfer Bartelshagen und Warnkenhagen. Als Eigentümer sind erwähnt um 1704 Oberst Adam Heinrich von Vieregge, 1793 Amtmann Johann Hennings, von 1806 Graf Ludwig von Hessenstein. 1793 gehörte zum Gut eine Ziegelei, 1799 kam eine Schule dazu.
Um 1780 wurde das eingeschossige Gutshaus mit zweigeschossigem Mittelteil in Fachwerk erbaut. 1829 kam das Gut in den Besitz von Carl Pogge, dem erfolgreichen Landwirt, der mit seinen Neuerungen maßgeblich die Landwirtschaft seiner Zeit befruchtete. Nach dessen Tod 1831 übernahm der Sohn Friedrich das Gut. Er arbeitete mit seinem Bruder Johann Pogge im Nachbardorf Roggow wie der Vater führend in der Landwirtschaft weiter und führte Zierstorf erfolgreich bis zu seinem plötzlichen Tod 1843.
Von Zierstorf nach Afrika
Sein fünfjähriger Sohn Paul war der Erbe, jedoch führte sein Onkel Johann Pogge das Gut. Nach der Schulzeit in Neubrandenburg, Güstrow und Rostock und einer Lehrzeit auf mecklenburgischen Gütern studierte Paul Pogge 1858 bis 1860 in Berlin und Heidelberg und schloss 1862 mit dem Doktor der Rechte ab. Danach bewirtschaftete er das Gut. 1862 nahm er an einer Jagdsafari nach Südafrika und später von 1875 bis 1876 an einer Forschungsreise in das Kongogebiet teil, über die er ein viel beachtetes Buch veröffentlichte. Um eine weitere Expeditionsreise in das Kongobecken zu finanzieren, verkaufte er sein Gut an den Vetter Franz Pogge und reiste von 1881 bis 1984 nach Afrika, wo er in Luanda verstarb.
Eigentümerwechsel und Verschuldung
In Raabes „Mecklenburgischer Vaterlandskunde“ von 1894 werden neben dem Hof die Schule, Dampfmolkerei, Schmiede und 130 Einwohner erwähnt. Von 1890 bis 1914 ist Wilhelm Pogge Eigentümer von Zierstorf. Danach bewirtschaftet seine Frau Margarethe das Gut bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Johann Albrecht. Dieser stand dem Gut ab 1921 vor, verpachtet es 1925 an Ludewig aus Rachow und verkauft es 1926 an den Mühlenbesitzer Martz in Teterow. Um 1935 wurde ein Teil des Gutes wegen Verschuldung aufgesiedelt und es entstanden zehn Gehöfte mit je zehn bis dreiundzwanzig Hektar, davon fünf in Zierstorf Ausbau. Das Restgut wurde 1945 enteignet und fiel unter die Bodenreform. Vom Gutshof sind einige Wirtschaftsgebäude und die an das Gutshaus heran führende Lindenallee erhalten.
Erst Wohnhaus und Kindergarten, jetzt Ausstellungsort
Zur Zeit der DDR wurde das Gutshaus als Wohnhaus und Kindergarten genutzt. In den fünfziger Jahren entstand die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG). Von 1970 bis 1990 bewirtschaftete die LPG Groß Roge die Flächen. 1968 wurde die Wasseranlage neu gebaut.
Seit 1990 dient das Gutshaus weiter als Wohnhaus und beherbergt in seinem mittleren Teil heute das Poggehaus Zierstorf, eine Gedenkstätte für den Afrikaforscher Paul Pogge und die Pogge-Familie, die vom Heimatverein betreut wird.