Geboren am 24.12.1838 in Zierstorf, gestorben am 17.03.1884 in St. Paul de Luanda, heute Hauptstadt von Angola
Als Paul Pogge fünf Jahre alt war, starb sein Vater und er erbte das Gut in Zierstorf. Sein Onkel Johann Pogge übernahm die Bewirtschaftung des Gutes. Nach der Schulzeit in Neubrandenburg, Güstrow und Rostock und einer Lehrzeit auf mecklenburgischen Gütern studierte Paul Pogge 1858 bis 1860 in Berlin und Heidelberg und schloss 1862 mit dem Doktor der Rechte ab und übernahm die Bewirtschaftung seines Gutes.
Erste Expedition nach Zentralafrika
1866 nahm er an einer Reise nach Afrika in das Gebiet von Kapland und Natal teil. Sein Interesse an diesem Kontinent geweckt. Er bewarb sich über die Deutsch-Afrikanische Gesellschaft um die Teilnahme an einer Expedition nach Zentralafrika. Sie startete unter der Leitung von Major von Hohmeyer in Luanda. Dieser sowie zwei weitere Begleiter erkrankten und mussten zur Küste zurück kehren.
Pogge führte die Expedition erfolgreich weiter, zuerst auf bereits durch portugiesische Missionare erkundeten Wegen, dann aber weiter ins unbekannte südliche Kongobecken bis in das Lundareich, das vom König Muata Jamwo beherrscht wurde. Pogge lernte diesen, seinen Hofstaat, seine Art der Machterhaltung und Justiz und das Leben in seinem Residenzort Mussumba kennen. Dabei studierte er Sitten, Bräuche, Religion, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft der Bevölkerung unvoreingenommen.
Seinen Wunsch, weitere Gebiete im Osten kennenzulernen, erlaubte der König nicht, im Gegenteil verlangten er und sein Gefolge immer mehr Geschenke von Paul Pogge, so dass er nach vier Monaten auf dem gleichen Wege zurück kehren musste. Seine Erlebnisse veröffentlichte er 1880 in seinem Buch „Im Reiche der Muata Jamwo“, das große Beachtung fand und ihm Anerkennung und Wertschätzung eintrug.
Zweite Expedition nach Zentralafrika
Paul Pogge bewarb sich um die Teilnahme an einer erneuten Expedition nach Zentralafrika, die von der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft geplant war. Aufgrund seiner Erfahrungen war er bestens dafür geeignet. Durch den Verkauf seines Gutes Zierstorf an seinen Vetter Franz Pogge für 360.000 Mark verschaffte er sich auch die notwendige materielle Grundlage. Von seinem Gutshof begleitet ihn der Verwalter Heinrich Boddin. Als militärischen Schutz wurde ihnen der Leutnant Hermann Wissmann zur Seite gestellt. Ziel war die Gründung einer Station im Kongobecken und Durchquerung des Kontinentes bis zur Küste Ostafrikas.
Am 18. November 1880 begann die Reise von Hamburg nach Luanda. Der erste Teil folgte auf der Route der ersten Reise, jedoch aufgrund der Unruhen im Gebiet des Muata Jamwo wich die Expedition nach Nordosten aus und gelangten in das Reich der Baschilange und zu deren König, Kalamba Mukenge. Hier wurden sie freundlich aufgenommen, lernten den König kennen und achten und schlossen gegenseitige Blutsbrüderschaft. Mit dem König reisten Pogge und Wissmann weiter östlich bis an den Kongo bei Nyangwe. Hier trennten sich die beiden Teilnehmer. Wissmann schlug sich durch Ostafrika bis zum Indischen Ozean durch. Pogge dagegen kehrte mit dem König zurück in dessen Residenz und gründete eine landwirtschaftliche Station für Anbau- und Viehzuchtversuche und hielt sich achtzehn Monate dort auf. Dann kehrte er in einem schlechten Gesundheitszustand nach Luanda zurück und verstarb dort am 17.03.1884. Sein Grab ist noch heute erhalten. Neben der von Pogge gegründeten Station hat sich die Stadt Luluaburg entwickelt, die heute eine Halbmillionenstadt darstellt und Kananga heißt.
Späte Anerkennung
Sein früher Tod verhinderte die Herausgabe des Reiseberichtes von dieser zweiten Expedition, über die Hermann Wissmann in seinem Buch „Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost“ 1890 berichtete. Die Wertschätzung von Pogges Reiseergebnissen war so hoch, dass ihm kurze Zeit nach seinem Lebensende ein Denkmal im Rostocker Rosengarten gesetzt wurde, das nach 1945 aber vernichtet wurde. In Verkennung seiner Verdienste wurde er als Vorbereiter des deutschen Kolonialismus diffamiert.
Erst nach der politischen Wende im Jahre 1989 war eine Richtigstellung und Würdigung und die Aufstellung eines neuen Denkmals 1995 in Anlehnung an das verlorene Denkmal möglich, geschaffen durch den Bildhauer Jo Jastram.
Mit Paul Pogge besitzt Mecklenburg-Vorpommern einen Afrikaforscher, der in der vorkolonialen Zeit diesen Erdteil bereiste. Die Absicht Kolonien zu erwerben stand in dieser Zeit noch nicht auf der Tagesordnung, vielmehr bestand der Wunsch, mehr über die unbekannten Regionen im tropischen Teil dieses Kontinentes zu erfahren. Von seinen Reisen mitgebrachte Sachzeugnisse sind im Ethnologischen Museum in Berlin Dahlem ausgestellt.
Im Juni 2011 besuchte der Urenkel des Königs Kalamba Mukenge, Senator Emory Kalamba, anlässlich des 10. Pogge-Symposiums die Johann-Pogge-Schule in Lalendorf und das Gutshaus Zierstorf. Ebenso waren die Nachkommen von Hermann Wissmann und zahlreiche Vertreter der Pogge-Familie anwesend.